Weiblicher Akt | Männerkörper | Reliefkunst | Abstrakte Form | Entstehungsweg | Sakralwerk
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In der Gestaltung kompletter Ensembles von Altar, Kreuz, Sakramentshaus und Ambo passend zu dem spezifischen Sakralraum lag sein besonderes Talent. Hier mischte sich seine kreative Tätigkeit mit der bildhauerischen Ausarbeitung des Kunsthandwerkers, aber auch der des Designers, der die Architektur des Raumes mit einer gewissen Stimmigkeit in der Einrichtung unterstreichen will. Der Bildhauer wirkt in der Kooperation mit dem Architekten gewisserma§en als Interior-Designer für sakrale Räume. In der Fülle seiner Aufträge und seines Schaffens zeigt sich wiederum der schon erwähnte Fleiß. Er entwarf unermüdlich Skizzen, zeichnete Entwurfsalternativen, fertigte genaue Modelle an und führte dann technische 1:1-Zeichnungen für die beteiligten Stein- oder Bronzegewerke aus. Seinem Perfektionismus entsprang die penible Ausführung auch für den Betrachter unsichtbarer Details. Der Umgang mit der christlichen Ikonographie und völlige Verinnerlichung des sakralen Hintergrundes seiner Werke war für ihn eine Selbstverständlichkeit wie auch Bescheidenheit mit konsequentem Verzicht darauf, Werke zu datieren oder mit einer Signatur zu versehen.
Neben diesem sakralen Hauptwerk gab es aber stets immer den anderen Heinz Gernot, der den weiblichen Akt in den Mittelpunkt seines Schaffens stellte. Über all die Jahre bis ins betagte Alter schuf er immer wieder Variationen des weiblichen Aktes. Praktisch von dem Beginn seiner Aktstudien in der Akademie bis kurz vor seinem Tod war die Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper sein zentrales Thema, teils als realistische Darstellung, überwiegend aber in reduzierter, abstrahierter Formensprache als Torso in immer neuen Varianten. Nur für Außenstehende ergab sich da ein Widerspruch zwischen der Tätigkeit im sakralen Bereich und den so körperlich verhafteten Darstellungen. Heinz Gernot trennte diese Bereiche aber völlig. Seine Aufträge führte er zwar mit großer Freude durch, dennoch kamen ihm diese Auftragsarbeiten zum Broterwerb, zum Erhalt der Familie, eher wie das Pflichtprogramm vor , das auch von äußeren Zwängen wie Kirchenvorstandssitzungen u.a. geprägt war, die freien Arbeiten aber waren die eigentliche Kür. Er betrachtete dies gewissermaßen als seinen persönlichen Freiraum.

Die Darstellung seiner Akte war oft in statischer Haltung, stehend, liegend oder hockend, teilweise in der Art archaischer Fruchtbarkeitsdarstellungen in übertrieben üppiger Form. Zeitlebens interessierte es ihn mehr, eine bestimmte Form, die ihm einfiel, umzusetzen, als der Ausdruck, den er der Plastik verlieh. Die Reduktion der weiblichen Form auf runde und konische Grundelemente, die aber immer noch den weiblichen Körper erkennen ließen, war sein Ziel. Sein eindeutig bevorzugtes Material war der Stein und erst zweitrangig die Bronze. Die Steinbearbeitung war ihm seit seiner Grundausbildung die leichteste und natürlichste Art des Umgangs mit Material. Holzplastiken verlangtem ihm eine größere Anstrengung ab. Die Oberfläche der Werke zeichnet sich meist durch einen hohen Grad der Glätte und Politur aus. Die Plastiken verlocken zur Berührung, sollen gerade durch die schlichte Form und die schöne Oberfläche verführen und nicht durch einen Gestus.

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